
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Hoch her ging es am Freitagabend am Blomkamp. Als Schiedsrichter Murat Yilmaz (vom FC Türkiye) zur Pause pfiff, meldete Koray Gümüs, Co-Trainer des TuS Osdorf, ihm gegenüber Redebedarf an. Nach dem Abpfiff von Yilmaz, an dem viele TuS-Anhänger bei ihren Kommentaren kein gutes Haar ließen, legte sich Gümüs dann mit Patrick Hoppe, Offensivspieler des SV Rugenbergen, an. Weil es ihm einige Osdorfer Akteure gleichtaten – einer lief sogar in den Team-Kreis, den die Gäste zur obligatorischen Besprechung gebildet hatten –, ging SVR-Coach Nils Hachmann so weit, zu behaupten: „Wir standen kurz vor einer Schlägerei.“
Letztlich konnte Jannick Wilckens, Verteidiger von Rugenbergen und hauptberuflich im Polizeikommissariat 26 am Blomkamp gegenüber vom Sportplatz tätig, aber darauf verzichten, seine Kollegen zu rufen: „Weil meine Spieler, obwohl es von einigen Osdorfern wirklich asoziale Kommentare gab, zum Glück ruhig geblieben sind“, so Hachmann, der die Stimmung während der Partie „hitzig, aber nicht vergiftet“ nannte. Lediglich einmal antwortete der SVR-Coach auf den seiner Meinung nach „unpassenden Kommentar“ eines Zuschauers – der aber in Wirklichkeit TuS-Spieler Mousse Ndiaye war. Da Hachmann dessen Vater Pape Ndiaye (einst Coach beim FC Elmshorn und SC Nienstedten) „von gemeinsamen Trainertätigkeiten am Stützpunkt gut kennt“, hatten sich die Gemüter schnell wieder beruhigt.
Fußball gespielt wurde auch – mit dem besseren Ende für die Bönningstedter, die den Kellerkrimi mit 2:0 gewannen. „Und das absolut verdient“, betonte Hachmann, der seinen Schützlingen „unter dem Strich einen souveränen Auftritt“ attestierte. Als Leon Neumann in der dritten Minute erstmals den Turbo zündete, konnten die Osdorfer seine Rechtsflanke noch klären. Anstatt auf ihrer linken Abwehrseite zukünftig besser auf der Hut zu sein, gestatteten die Hausherren dem agilen Neumann kurz darauf jedoch den nächsten Flügellauf. Dieses Mal flog seine Hereingabe zu Lenny Glissmann, der den Ball aus zehn Metern direkt nahm und zum 0:1 unter die Latte setzte. „Leider haben wir es verpasst, danach das zweite Tor nachzulegen“, fand Hachmann einen Kritikpunkt.
Für TuS-Trainer Philipp Obloch erwies es sich als wertlos, dass er die Bönningstedter zu Saisonbeginn mehrmals live in Augenschein genommen hatte – denn unter Hachmann agierten sie anders als zuvor unter Michael Fischer, der Ende September gehen musste. Trotzdem konnten sich die Osdorfer ebenfalls Chancen erspielen – aber spätestens bei SVR-Torwart Patrick Hartmann war „Endstation“. Als der Keeper kurz vor der Pause einen Flachschuss von Jannis Daniels, der von halbrechts aus 16 Metern das lange Eck anvisiert hatte, per Fußabwehr klärte, war Gümüs der Verzweiflung nahe: „Das darf nicht wahr sein“, litt der TuS-Co-Trainer ebenso wort- wie gestenreich an der Seitenlinie mit. Kurz nach dem Seitenwechsel spielte Hoppe dann einen Pass aus der Tiefe in den Lauf von Glissmann, der von links aus spitzem Winkel auf 0:2 erhöhte.
Dass der Doppeltorschütze erst 17 Jahre alt ist und in der vergangenen Saison für Rot-Weiß Kiebitzreihe in Schleswig-Holsteins Kreisliga kickte, dürfe „nicht darüber hinwegtäuschen, dass er eine echte Granate ist“, so Hachmann, der klarstellte: „In seiner B-Jugend war Glissmann beim Hamburger SV aktiv – und er hat keinesfalls den Körper eines 17-Jährigen.“ Aufgrund der Tatsache, dass er regelmäßig ins Fitnessstudio geht, wäre Glissmann also vermutlich gut gerüstet gewesen für eine körperliche Auseinandersetzung – Hachmann war aber „erleichtert darüber, dass es dazu nicht kam“, und wünschte abschließend den Osdorfern, deren Chefcoach Obloch er „sehr schätzen“ würde, „viel Erfolg für die nächsten Aufgaben“.
(Johannes Speckner)