
Mit nur 19 Punkten steht der TuS Hamburg nach der 3:4 Niederlage am letzten Freitag gegen den SC Europa auf Platz 14 der Tabelle und muss nun alles daran setzen dem drohenden Abstieg zu entgehen. Bei der erwähnten Niederlage gegen den SC Europa wurde die Mannschaft bereits von Oliver Madejski dem eigentlichen Coach der Zweiten von TuS betreut.
Zu diesem Zeitpunkt war das seit Sommer 2011 verantwortliche Trainergespann Bernd Brehme und Hakan Yildirim bereits nicht mehr im Amt und auch acht Spieler gehörten nicht mehr zum Kader.
Wie SportNord von Liga-Managerin Katja Gehrmann, Dieter Beyermann und dem 2. Vorsitzenden des TuS Hamburg, Vlado Santa erfuhr, gab es zur Halbzeit des letzten Vorbereitungsspiels bei Eintracht Lokstedt einen heftigen Disput zwischen Trainer Bernd Brehme und seinem Mannschaftskapitän, der letztlich dazu führte, dass dieser per sofort suspendiert wurden.
Ein Gruppe von Spielern hatten für diesen Schritt wenig Verständnis, trat an die Vereinsführung heran und schlug vor, das kommende Punktspiel beim SV Tonndorf-Lohe ohne Brehme an der Linie durchzuführen und in der darauffolgenden Woche ein klärendes Gespräch zu führen. Anderenfalls wollten sie gegen Tonndorf nicht auflaufen.
„Dies kam für uns überhaupt nicht in Frage. Es kann nicht sein, dass ein Verein von einigen Spielern die Pistole auf die Brust gesetzt bekommt. Insofern war es für uns klar, uns sofort von den Aktiven zu trennen, die nicht bereit waren gegen Tonndorf-Lohe unter Brehme zu spielen und DANACH vernünftige Worte mit der Vereinsführung über die Situation auszutauschen. Bernd Brehme hatte unsere volle Rückendeckung“, so Vlado Santa.
„Dass mich Bernd Brehme dann am Dienstag vor dem letzten Heimspiel gegen den SC Europa anrief und sein sofortiges Ende seiner Trainertätigkeit mitteilte, da er sich aus privaten Gründen nicht mehr in der Lage sah, die Mannschaft zu betreuen, machte uns die Situation natürlich noch viel schwieriger als sie ohnehin schon war. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich die Entscheidung Brehmes, wenn es mir auch schwerfiel, nachvollziehen konnte und akzeptiert habe“, ergänzte Santa.
Bei den ausgeschiedenen Spielern handelt es sich um Hauke Klug, Tomas Agemo, Jonas Günter, Marian Zwiewka, Kevin Perusko, Philipp Kiesewetter und Lukas Baumann. Die drei letztgenannten hatten sich gerade erst zur Winterpause vom Bramfelder SV kommend TuS Hamburg angeschlossen.
SportNord sprach auch mit einem betroffenen Spieler. Lukas Baumann schildert die Geschehnisse aus seiner Sicht und äußerst sich zum Vorwurf, die betroffenen Spieler hätten dem Verein die Pistole auf die Brust gelegt:
„Ich denke es ist für alle betroffenen Spieler sehr wichtig, dass ich mich stellvertretend zu den Vorkommnissen der letzten Wochen äußere:
Am Dienstag vor dem Rückrundenauftakt gegen den SV Tonndorf-Lohe kam es beim Testspiel in Lokstedt wie bereits erwähnt in der Halbzeitpause zu einem Streit zwischen Bernd Brehme und unserem Kapitän Daniel Pietkun. Völlig unerwartet teilte Bernd darauf hin noch in der Halbzeit mit, er würde zurücktreten und stünde der Mannschaft damit nicht mehr zur Verfügung. Für uns Spieler kam dieser Entschluss natürlich völlig überraschend, da die Reaktion von Herrn Brehme nicht nachzuvollziehen und überzogen war, schließlich ging es zuvor lediglich um die Frage wer aus der Mannschaft die Ecken schiessen sollte. Dass wir mit diesem Verhalten überhaupt nicht einverstanden waren haben wir nach dem Spiel Herrn Beyermann auch in aller Deutlichkeit mitgeteilt, der leider an diesem Abend als einziger „Offizieller“ anwesend war.
Am nächsten Tag erhielt ich dann einen Anruf, indem mir mitgeteilt wurde, dass man Herrn Brehme überredet hätte seine Tätigkeit fortzusetzen und man auf seine Bedingung eingegangen sei, Daniel Pietkun aus dem Verein auszuschließen.
Diese Reaktion des Vereins war in unseren Augen absolut falsch. Wir alle waren der Meinung, dass sich Daniel in der Halbzeitpause in Lokstedt nicht richtig verhalten hatte, Bernds Reaktion war unserer Meinung nach jedoch eine absolute Katastrophe. Wir hätten es ohne weiteres akzeptiert, wenn er Daniel als Disziplinarmaßnahme z.B. aus dem Kader gegen Tonndorf gestrichen, oder ihn als Kapitän abgesetzt hätte. Die Mannschaft jedoch zwei Tage vor Rückrundenbeginn auf diese Art und Weise im Stich zu lassen, nur um sich eines Spielers zu entledigen, mit dem es anscheinend schon zuvor persönliche Probleme gegeben hatte, konnten wir so nicht hinnehmen.
Am Tag darauf (also am Donnerstag vor dem Rückrundenauftakt) kam es dann zu einer Mannschaftsbesprechung ohne die beiden Beteiligten. Leider konnte ich an dieser nicht teilnehmen und kam erst, als die Sitzung bereits beendet war. Im Vereinsheim teilten mir dann die oben genannten Spieler mit, dass sie unter den gegebenen Bedingungen nicht weitermachen wollten. Diese Reaktion erscheint hart, ist in meinen Augen jedoch vollkommen gerechtfertigt.
Wir alle sind mit Daniel eng befreundet und haben ihn stets als Führungspersönlichkeit und sportliches Vorbild wahrgenommen. Dass man so mit einem Spieler umgeht, der dem Verein nach dem Abstieg in die Bezirksliga die Treue gehalten hat und für jede Trainingseinheit aus Pinneberg zum Training anreist, war mehr als respektlos.
Für uns war die Situation jedoch deshalb so schwierig, da wir uns alle mit Herrn Brehme bis dato sehr gut verstanden hatten und ihn grundsätzlich als Trainer behalten wollten. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir zu keinem Zeitpunkt gefordert haben, dass man Bernd entlassen sollte. Wir wollten lediglich eine Situation herstellen, in der wir nicht das Gefühl hatten Daniel oder Herrn Brehme in den Rücken zu fallen.
Daher haben wir folgenden Vorschlag unterbreitet: Bernd und Daniel sollten dem Spiel gegen Tonndorf fernbleiben um Ruhe in die Mannschaft zubekommen und die Geschehnisse „sacken zu lassen“. Das Spiel sollte Hakan als Co Trainer leiten, gemeinsam mit einer neutralen Person (hierfür schlugen wir Herrn Santa oder Oliver Madejski vor). Nach dem Spiel hätte man sich dann zusammensetzen und überlegen können, in wie weit und in welcher Konstellation man die Zusammenarbeit hätte fortsetzen können. Es ist mir wichtig klarzustellen, dass wir diesen Vorschlag auch einem Teil der jüngeren Spieler unterbreitet haben, die mit Herrn Brehme zur TuS gewechselt waren. Auch diese Spieler haben den Vorschlag als gut empfunden, da Sie das Verhalten beider Personen nicht gutheißen wollten.
Herr Beyermann und Hakan hätten diesem Vorschlag, wenn auch mit nicht allzu großer Begeisterung, zugestimmt. Umso erstaunlicher war es dann, dass Bernd auch diesen Vorschlag ablehnte und erneut betonte, dass er mit sofortiger Wirkung kein Trainer mehr sei, sollte er das erste Rückrundenspiel nicht als Verantwortlicher leiten. Der Verein hat sich daraufhin erneut hinter Herrn Brehme gestellt und betont, wer diese Entscheidung nicht akzeptiere solle „seine Sachen abholen kommen“. Das haben wir dann auch nach und nach getan.
Ich möchte noch einmal klarstellen, dass sich unsere Reaktion nie gegen Bernd oder den Verein gerichtet haben, sondern lediglich verhindern sollten, dass der Ruf eines vorbildlichen Spielers wie Daniel Pietkun unnötig Schaden nehmen sollte. Darüber hinaus war es für uns von Beginn an unverständlich, dass man sich so bedingungslos hinter einen Trainer stellt, der seine Mannschaft zwei Tage vor Rückrundenbeginn derart „hängen lässt“ und der bereits während der Hinrunde einmal sein Amt aus Unzufriedenheit niederlegen wollte. Der Vorwurf wir Spieler hätten dem Verein die „Pistole auf die Brust gesetzt“ ist jedoch ein absoluter Witz. Dass der Zeitpunkt derart ungünstig und kurzfristig ausgefallen, ist haben wir zu keiner Zeit beeinflussen können. Es ist schon sehr verwunderlich, dass der Verein anscheinend nicht ein einziges Mal hinterfragt hat, ob er viel eher durch den Rücktritt des Trainers bereits zuvor unter Druck gesetzt wurde.
Dass der Verein nun ohne eine Reihe von Spielern und ohne Trainer auskommen muss, tut uns sehr leid. Wir hatten die Verantwortlichen jedoch vor einem solchen Szenario gewarnt. Wir alle wünschen dem Verein und der Mannschaft an dieser Stelle jedoch alles Gute und viel Glück für die Rückrunde“.
Für den Rest der Saison wird nun also Oliver Madejski die Verantwortung für die Liga-Mannschaft übernehmen und die Mannschaft mit Spielern aus der Zweiten verstärken. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden“, so Madejski gegenüber SportNord.
hvp