Kreisliga 1: Abbruch nach Faustschlägen


Am Sonntag wurde die Partie des zehnten Spieltages der Kreisliga 1 zwischen dem FC Neuenfelde (neunter Platz, 13 Punkte) und dem SVS Mesopotamien (fünfter Rang, 16 Zähler) beim Stand von 2:1 nach rund 60 Minuten abgebrochen. Schiedsrichter Tobias Friedrichs (Wandsbeker TSV Concordia) beendete die Partie am Arp-Schnitger-Stieg beim Stand von 2:1 vorzeitig, nachdem sich zwei Spieler beider Teams gegenseitig schlugen und Zuschauer auf den Platz kamen.

SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...


... Nejmi Güraltunkeser, Spieler und Obmann des FC Neuenfelde, berichtete:

„Bis zur 55. Minute war es ein sehr, sehr faires Spiel. In jener 55. Minute hat ein Spieler von Mesopotamien dann plötzlich damit angefangen, unsere Spieler immer wieder zu schubsen. Darauf hat der Schiedsrichter auch reagiert und sowohl diesem gegnerischen Akteur als auch einem unserer Spieler die Gelbe Karte gezeigt. Ungefähr fünf Minuten später, als wir mit 2:1 führten, haben wir uns ein Foul kurz vor unserem Strafraum-Eck erlaubt, für das der Schiedsrichter einen Freistoß verhängte. Aber bevor dieser Freistoß ausgeführt werden konnte, kam ein Mesopotamien-Spieler in unseren Fünfmeterraum und hat unseren Torwart nicht nur bedrängt, sondern er ist ihm auch mehrmals auf den Fuß getreten – das habe ich genau gesehen. Dabei ist der Fünfmeterraum doch das Hoheitsgebiet eines Torhüters, dort sollte er geschützt werden.

Als es unserem Torwart zu bunt geworden ist, hat er den Mesopotamien-Spieler gepackt und weggeschubst. Daraufhin wollte ein anderer gegnerischer Akteur auf unseren Keeper losgehen. Wiederum ein anderer von unseren Spielern ist dazwischen gegangen, um unseren Torwart zu schubsen, und dafür hat ihm der Spieler von Mesopotamien dann einen Schlag ins Gesicht verpasst. Der Schiedsrichter hat diese Tätlichkeit genau gesehen, hat den Mesopotamien-Spieler zur Seite genommen und wollte ihm die Rote Karte zeigen. Aber unserem Spieler, der geschlagen worden war, hat diese Strafe des Schiedsrichters offenbar leider nicht genügt – er wollte den Mesopotamien-Spieler leider selbst bestrafen und hat ihm ebenfalls einen Schlag ins Gesicht verpasst, worauf es etwa eine Minute lang eine Rangelei gab.

Nachdem sich die Spieler beider Mannschaften wieder getrennt hatten – unser Team stand auf der einen Seite des Platzes vor unserem Tor, die gegnerischen Spieler waren auf der anderen Seite –, hätte die Partie eigentlich, wenn die beiden besagten Akteure die Rote Karte bekommen hätten, fortgesetzt werden können. Aber der Schiedsrichter wollte das Spiel nicht mehr anpfeifen. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er laut Regelwerk doch ‚alles versuchen müsse, um ein Spiel fortzusetzen‘ – aber er hat entgegnet, dass er Bedenken habe, dass wieder etwas passieren könnte. Ich habe die Entscheidung, das Spiel abzubrechen, einerseits als sehr bedauerlich empfunden, denn beide Mannschaften wollten gerne weiterspielen. Andererseits konnte ich den Schiedsrichter und seine Bedenken aber auch verstehen ...

Es ist immer komisch: Im Spiel verliert man die Kontrolle und streitet sich, weil alle mit viel Emotionen dabei sind. Nach dem Abbruch haben dann die Spieler beider Mannschaften aber friedlich zusammengesessen, gemeinsam etwas getrunken und sich über Fußball sowie andere Dinge unterhalten. Ich kann mir das auch nicht richtig erklären ... Aus unserer Sicht ist es natürlich sehr ärgerlich gewesen, dass unser Spieler sich zu dieser Tätlichkeit hinreißen ließ – denn wenn ihm das nicht passiert wäre, hätten wir das Spiel in Überzahl zu Ende spielen können. Ich bin mir sogar sicher, dass wir auch gegen elf Mesopotamien-Spieler gewonnen hätten. Nun befürchten wir, dass der Hamburger Fußball-Verband das Spiel für beide Teams mit 0:3 werten wird – aber wir sehen auch eine kleine Chance, dass die Partie neu angesetzt wird ...“


... Theodore Fici, Trainer von Mesopotamien, erklärte:

„Leider haben sich zwei Spieler, einer von Neuenfelde und einer von uns, in die Wolle bekommen. Wie es dann bei ausländischen Vereinen oft ist, kamen auch Außenstehende dazu. Dann hat der Schiedsrichter natürlich Panik bekommen – auch zu Recht, muss ich sagen. Ich sehe es so: Wenn es nicht zur Rudelbildung gekommen wäre – die, obwohl es nur ein paar Sekunden gedauert hat, wirklich extrem war und niemand wusste, wie diese Situation ausgehen würde –, hätte der Schiedsrichter einfach beiden Spielern eine Rote Karte zeigen und die Partie dann regulär fortsetzen können. Dadurch, dass fünf bis acht Personen in Zivilkleidung auf den Platz gelaufen sind, die eine den anderen festgehalten und geschubst hat, ist aber eine Extrem-Situation entstanden, nach der eine Spielfortsetzung nicht mehr möglich war.

Ich habe die Einzelheiten nicht genau mitbekommen. Beide Spieler sollen sich, wie der Schiedsrichter mir anschließend auf Nachfrage erklärte, mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich als Schiedsrichter wahrscheinlich genau so reagiert und das Spiel abgebrochen hätte. Nun ist die Frage, wie das HFV-Sportgericht die Partie werten wird. Zugegeben, wir haben zum Zeitpunkt des Abbruches mit 1:2 zurückgelegen und es haben sich zwei Spieler beider Mannschaften gegenseitig attackiert. Aber wir von Mesopotamien haben uns auch überlegt, dass es nicht sein kann, dass Zuschauer auf den Platz laufen – da hätte Neuenfelde als Heim-Verein für Ordnung und Sicherheit auf dem Platz sorgen müssen. Laut der Neuenfelder sollen es ja angeblich ‚Offizielle‘ gewesen sein, die auf den Platz gelaufen sind – aber das macht es nicht besser ...

Ich möchte unsere Rolle bei diesem Spielabbruch keinesfalls verharmlosen: Es ist klar, dass unsere Spieler an der Situation, die entstanden ist, nicht ganz schuldlos sind. Ich denke, die Schuld daran, dass das Ganze so eskaliert ist, ist 50:50 zwischen den beiden Vereinen aufzuteilen. Die Verantwortlichen unseres Vereins werden sich zeitnah zusammensetzen und unseren Spieler, der sich den Faustschlag erlaubt hat, unabhängig von einer Sperre des HFV vereinsintern sperren. Denn Fakt ist, dass sich unser Spieler gründlich daneben benommen hat: Auch, wenn er selbst vorher geschlagen worden ist und seine Tätlichkeit ‚nur‘ eine Reaktion war, können wir das nicht dulden, zumal unter den Zuschauern auch Kinder waren. Leider ist es ein großes Problem bei uns, dass zu viele Emotionen im Spiel sind – gerade, wenn es gegen andere ausländische Mannschaften geht ...“

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