
Seine ersten vier Saisonspiele in der Kreisliga 1 verlor Viktoria Harburg allesamt und auf den am 27. August errungenen 5:2-Kantersieg gegen den SV Vorwärts 93 Ost folgten zuletzt vier weitere Niederlagen. Am Dienstagabend trat nun Andreas Roloff von seinem Traineramt zurück. „Dieser Schritt erfolgte aus persönlichen Gründen, es ging einfach nicht mehr“, so Roloff, der früher selbst lange Jahre für Viktoria spielte und den Traditionsverein als seine „alte Liebe“ bezeichnet.
„Nun hat es sich aber ausgeliebt“, so Roloff, der dies wie folgt erklärte: „Es sind Dinge vorgefallen, die nicht in mein Konzept passen – und zwar sowohl von der Mannschaft als auch von der Vereinsseite her!“ Als Roloff das Traineramt an der Winsener Straße im Sommer 2010 nach Viktorias Abstieg aus der Bezirksliga Süd übernahm, hatte der Klub keine Mannschaft. „Wir haben irgendwie ein Team zusammengestellt und bis heute exakt 53 Spieler eingesetzt“, so Roloff, der betonte: „Dass wir am Ende der Saison 2010/2011 den Klassenerhalt geschafft haben und Grün-Weiss Harburg II absteigen musste, war für mich ein großes Fußballwunder – und wenn wir in die Kreisklasse durchgereicht worden wären, wäre der Verein tot gewesen!“ Nun traten laut Roloff im Umfeld der Mannschaft „wieder dieselben Probleme wie im letzten Jahr“ auf: „Drei Wochen lang habe ich das mit mir herumgetragen, nun musste ich einen Schlussstrich ziehen!“ Nachdem sich Roloff zuletzt auch darum kümmerte, Sponsoren zu akquirieren und auch den Sportplatz am Kapellenweg entsprechend zu vermarkten, musste er feststellen: „Der Verein hat nicht mitgezogen, deshalb war das vergliche Liebesmühe!“
Das Viktoria-Team war zuletzt laut Roloff in drei Gruppen unterteilt: „Jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht, anstatt zu einer Einheit zu werden – jeder war nur mit sich selbst beschäftigt!“ Roloff prangerte auch die Einstellung seiner Spieler an: „Die stimmte einfach nicht und es gab wiederholt fadenscheinige Absagen einiger Spieler, wie bei vielen anderen Vereinen der unteren Klassen auch ...“ Gefragt, ob er seiner bisherigen Elf den erneuten Klassenerhalt zutraut, entgegnete Roloff: „Ich hoffe, dass sie es irgendwie noch schaffen – dafür müssten sich die Spieler aber endlich zusammen reißen und sich gegenseitig pushen!“ Allerdings könnte hier auch die Unerfahrenheit der Spieler ein Problem werden: „Die Spiele, die wir in der Vorsaison gewonnen haben, haben wir mit einer qualitativ reiferen Mannschaft bestritten – zuletzt fehlte ein Leitwolf“, so Roloff, der präzisierte: „Einige der Spieler haben das Fußballspielen nicht im Verein, sondern auf der Straße gelernt, weshalb die meisten unserer Gegner mannschaftlich geschlossener agierten!“ Seinen „ausdrücklichen Dank“ sprach Roloff vier Spielern des Alt-Herren-Teams, die zuletzt regelmäßig im Kreisliga-Team aushalfen, aus.
Roloff räumte auch unumwunden ein: „Natürlich haben die zuletzt schlechten Ergebnisse zusätzliche Unruhe reingebracht!“ Zu den Problemen, die es mit der Vereinsführung gab, wollte sich Roloff nicht näher äußern: „Über diese Gründe will ich nicht sprechen – aber leider war der Verein in seiner Führung zuletzt unsicher und ich kann einigen Verantwortlichen jetzt nicht mehr ehrlich in die Augen schauen!“ Seiner Mannschaft gegenüber hatte Roloff bereits mehrmals seinen Rücktritt angedroht: „Dreimal habe ich gewarnt, und keiner hat richtig zugehört – jetzt hatten wir genug geredet und ich musste die Notbremse ziehen. Es wäre zu einfach, alle Probleme immer nur damit zu erklären, dass die ‚Jugend von heute‘ einfach so ist ...“ Während Karli Munke, der zuletzt die Viktoria-Reserve (Kreisklasse 3) trainierte, nun zukünftig die Liga-Mannschaft betreuen könnte, ist für Roloff noch fraglich, ob und wenn wo er sich zukünftig im Fußball-Bereich engagiert: „Ich bin Harburger und hier gibt es ja wenig Alternativen“, so Roloff, der einst auch im Trainer-Team beim FC Bergedorf 85 (Oberliga, unter Chefcoach Rüdiger Schwarz) sowie beim Moorburger TSV und mehreren Fußballschulen tätig war.
(JSp)