
Am Sonntag, 15. August, war die Partie des dritten Spieltages der Kreisliga 8 zwischen dem TSV Heist und FC Eintracht Rellingen ausgefallen, weil der angesetzte Schiedsrichter Rasim Tosun, der aus Rothenburgsort anreiste, wegen dem Radrennen „Cyclassics“ im Stau stand. Nun wertete der Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes die Begegnung für beide Mannschaften mit null Punkten und 0:3-Toren!
SportNord sprach mit den Übungsleitern beider Teams ...
... Mirko Seitz, seit November 2009 Trainer bei Heist, erklärte:
„Ich finde diese Geschichte sehr kurios denn ich habe noch nie gehört dass, wenn beide Mannschaften pünktlich auf dem Platz sind und mehr als eine Dreiviertelstunde warten, der Schiedsrichter aber nicht kommt, beide Teams zum 0:3-Verlierer erklärt werden. Was können wir denn dafür, wenn der Unparteiische im Stau steht? Um die Chronologie der Ereignisse noch einmal zu schildern: Eigentlich sollte um 14 Uhr der Anpfiff ertönen, aber der Referee war nicht da ... Dann rief er um etwa 14.20 Uhr an und sagte, dass er wegen den Cyclassics im Stau stehen würde aber versuchen wolle, bis viertel vor drei in Heist zu sein. Kurz vor drei rief er erneut an und sagte dass er mit seinen Assistenten nun in Wedel im Stau stehen würde, da die Radsportler nun gerade dort fuhren – daraufhin entschied sein Schiedsrichter-Obmann, der telefonisch unterrichtet worden war, ihn nachhause zu schicken.
Die Rellinger sagten, dass sie aufgrund von familiären Verpflichtungen keine Lust hätten, noch länger zu warten. Leider war es auch so, dass auf unserer Anlage kein Schiedsrichter zu finden war, dem wir die Spielleitung mit bestem Wissen und Gewissen hätten anvertrauen können: Da waren höchstens Rentner, die über 70 waren, und denen wollten wir das nicht zumuten. Und der Schiedsrichter-Beobachter, der normalerweise immer beim TSV Sparrieshoop an der Kasse sitzt, ist ebenfalls schon über 70, so dass wir es ihm nicht antun wollten, ein Kreisliga-Spiel pfeifen zu müssen Wir erhielten dann vor der Verhandlung beim HFV-Spielausschuss erste Signale, dass die Partie wohl mit 3:0 für uns gewertet werden würde. Das wollten wir aber gar nicht, denn wir wollten fair sein und haben uns für eine Neuansetzung stark gemacht, um das Duell mit Eintracht Rellingen auf dem Rasen auszutragen!
Als wir dann hörten, dass die Partie für beide Teams als 0:3-Niederlage gewertet wurde, rief unser Obmann André Behncke beim HFV-Mitarbeiter Torsten Picker an, der sich aber zu dem Sachverhalt nicht äußerte sondern nur sagte: ‚Sie bekommen die schriftliche Begründung und dann können Sie innerhalb der Einspruchsfrist Einspruch einlegen!‘ Nicht nur deshalb sondern auch wegen der Ansetzung dieses Referees an jenem Tag ärgere ich mich über Herrn Picker und die anderen dafür zuständigen HFV-Mitarbeiter: Warum muss ausgerechnet an dem Tag, an dem die Cyclassics stattfinden, für ein Spiel in Heist ein Referee angesetzt werden, der noch hinter Rothenburgsort wohnt? Dass uns nun die drei Punkte auf diese Art und Weise genommen werden sollen, ist ein Unding, das geht gar nicht – und deshalb werden wir dagegen auf jeden Fall Einspruch einlegen!“
... Christian Wentzin, der lange Jahre als Spieler für Eintracht Rellingen aktiv war und in diesem Sommer nach seinem Karriereende das Traineramt von Thomas Vietz übernahm, erklärte:
„Wir haben zwar noch keine schriftliche Urteilsbegründung vom HFV bekommen, aber ich habe bereits mit Herrn Behncke vom TSV Heist Kontakt aufgenommen und er hat mir versichert, dass sein Verein sofort Einspruch gegen diese Entscheidung einlegen wird, und genau dasselbe werden wir auch tun. Es kann doch nicht angehen, dass beide Teams komplett da sind und nur, weil der Schiedsrichter nicht kommen kann, weil er im Stau steht, am Ende zum 0:3-Verlierer erklärt werden! Interessant ist auch, dass das Urteil, dass der HFV-Spielausschuss in dieser Angelegenheit traf, meiner Meinung nach in einem völligen Kontrast zu dem Urteil steht, was er eine Woche zuvor bezüglich des verspäteten Erscheinens der HEBC-Mannschaft zum Landesliga-Spiel beim FC Süderelbe getroffen hatte (Anmerkung der Redaktion: SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) ...
Die Entscheidung zwei Mannschaften, die pünktlich spielbereit auf dem Platz standen und mehr als eine Dreiviertelstunde auf den Schiedsrichter gewartet haben, mit einer 0:3-Pleite zu bestrafen, kann in einem Rechtsstaat keinen Bestand haben, zumal der Schiedsrichter-Beobachter, der am Spielfeldrand stand, ja auch entschieden hat, dass es keinen Sinn mehr macht, weiter auf den Referee zu warten, der dann ja von seinem Obmann auch nachhause geschickt wurde. Wenn der HFV nun sagt, es hätte jemand anders pfeifen können, stellen sich für mich zwei Fragen ... Erstens: Warum hat der Schiedsrichter-Beobachter nicht gepfiffen? Und zweitens: Soll man einen Handballer, der einfach mal ein Fußballspiel sehen wollte, oder einen leicht angeheiterten Zuschauer wirklich dazu animieren, sich an die Linie zu stellen? Ich denke, da ist eine Neuansetzung sinnvoller!
Natürlich hätten wir an jenem Nachmittag auch gerne gespielt, denn es war bestes Fußballwetter, und Spieler beider Mannschaften haben ja für die Partie auch lange Anreisen auf sich genommen und hätten ihren Sonntag sicherlich besser verplanen können, als tatenlos auf einem Fußballplatz zu stehen und vergeblich auf einen Schiedsrichter zu warten ... Bei uns gab es sogar Spieler, die extra, um in Heist mitwirken zu können, eine Messe, auf der sie beruflich weilten, vorzeitig verlassen haben und ein Flugzeug oder eine Bahn früher genommen haben. Und dafür soll dann eine kampflose 0:3-Niederlage die Belohnung sein? Vielleicht hätte der Schiedsrichter auch einfach über die Autobahn bis Pinneberg fahren sollen, und nicht über Wedel: Wir sind alle über Pinneberg nach Heist gefahren und hatten überhaupt keine Probleme bei unserer Anreise, denn dort gab es keinen Stau!“
(JSp)