
Ronald Stein atmete nach dem Urteil des Verbandsgerichtes des Hamburger Fußball-Verbandes tief durch: Das Verbandsgericht nahm den Abzug vom HFV-Spielausschuss verhängten Abzug von fünf Punkten zurück. Weil Ohe für acht Spieler, die nicht Vereinsmitglieder waren, eine Spielberechtigung beim HFV beantragte und diese Akteure in der vergangenen Saison in der Oberliga Hamburg auch einsetzte, bleibt die Gesamt-Geldstrafe von 800 Euro allerdings bestehen.
Der Reihe nach: Der Vorsitzende Richter Thomas Zeißing fasste zu Beginn der Verhandlung die Vorwürfe gegen Voran Ohe, das „für acht Spieler eine Spielerlaubnis erschlichen haben soll“, zusammen. Rechtsanwalt Holger Rochow, der von Voran Ohe engagiert worden war (SportNord berichtete, siehe unten verlinktes Interview mit dem Sportlichen Leiter Ralf Naundorf), beantragte eine Herabsetzung der Geldstrafe, eine Streichung der wegen dem Fehlen eines Vorstandsmitglieds bei der Anhörung vor dem Spielausschuss verhängten Ordnungsstrafe, da Fußball-Abteilungsleiter Ronald Stein zeichnungsberechtigt gewesen sei, und eine Rücknahme des Punktabzuges.
Um folgende acht Akteure geht es: Bei Orlando Rodrigues erfolgte der Antrag auf Spielerlaubnis im Januar 2008, bei Marcel de Almeida, Manuel Demir und Ibrahim Kilic im Sommer 2008 und bei Hassibullah Faizi Ryan Katzfey, Nasser El-Osman und Samin Rasminda im Januar 2009, ohne dass die Akteure Vereinsmitglieder waren. Rechtsanwalt Rochow betonte, dass der ehemalige Fußball-Abteilungsleiter Naundorf „bemüht gewesen wäre“, diese Fehler auszumerzen, dann aber aus dem Verein ausgeschlossen worden und sein Nachfolger Stein von der Vereinsführung „in seinen Bemühungen nicht unterstützt worden wäre“.
Zeißing sprach angesichts dieser Zustände von „Organisationsverschulden“ und wies darauf hin, dass der Antrag auf Spielerlaubnis beim Verband erst eingereicht werden dürfe, wenn sicher gestellt sei, dass der Spieler auch Vereinsmitglied ist. „Das ist doch weltfremd“, polterte Naundorf, „der Mitgliedsantrag wird fast immer später bearbeitet!“ Stein dazu: „Bei uns kann auf dem Mitgliedsantrag ausgefüllt werden, ab welchem Tag der Spieler Mitglied ist. Dann bringen wir die ausgefüllten Mitgliedsanträge der Dame auf der Geschäftsstelle, die sie einpflegt, und gehen davon aus, dass der Vorstand die Vereinsneuaufnahme bewilligt – anders ist es nicht praktikabel!“
Rochow wies noch einmal darauf hin, dass der Fünf-Punkte-Abzug nun ein fast ganz neu zusammen gestelltes Team von Voran Ohe treffen würde, und Ohe ja durch den Einsatz der acht Akteure in der vergangenen Saison keinen sportlichen Vorteil gehabt hätte: „Ohe ist trotzdem abgestiegen – wenn noch der Klassenerhalt geschafft worden wäre, hätten wir hierüber ganz anders diskutieren müssen!“ Dann meldete sich noch einmal Naundorf zu Wort: „Ich wehre mich vehement gegen den Vorwurf, dass wir die Spielerlaubnis der acht Akteure ‚erschlichen‘ haben sollen – und dass mir in diesem Zusammenhang Vorsatz unterstellt wird, halte ich für nicht haltbar!“
Dann kam der HFV-Spielausschussvorsitzende Joachim Dipner zu Wort: „Wir sehen in der Angelegenheit kein Kavaliersdelikt, und vor allem sozialversicherungstechnisch hätte es Probleme geben können: Wenn sich einer der Spieler, die nicht Vereinsmitglied waren, beim Spiel oder Training verletzt hätten, hätte es für sie keinen Versicherungsschutz durch die Berufsgenossenschaft gegeben – im Verletzungsfall hätten also hohe Regressforderungen auf den Verein beziehungsweise seine Verantwortlichen zukommen können! Fakt ist: Wenn dem HFV bekannt gewesen wäre, dass die Akteure nicht Vereinsmitglied sind, wäre für sie keine Spielberechtigung erteilt worden!“
Nachdem der Spielausschuss die Spielberichtsbögen der Rückrunde der vergangenen Saison ausgewertet hatte, kam er zu dem Ergebnis, dass die acht besagten Akteure alleine in der Rückserie der Saison 2008/2009 zu 75 Einsätzen kamen. „Damit haben sie in der höchsten Hamburger Spielklasse erheblichen Einfluss auf den Ausgang der Spiele genommen, so dass wir den Punktabzug für gerechtfertigt halten. Angesichts der Tatsache, dass Voran Ohe im Sommer 2009 abgestiegen ist, ist der Punktabzug noch human ausgefallen – wenn Ohe mit den acht Spielern den Klassenerhalt geschafft hätte, hätte